„Vielleicht hast du zu Weihnachten ja wieder einen neuen Freund. Dann bist du wieder komplett, hat vor Kurzem jemand zu mir gesagt und das hat mich stutzig gemacht. Bin ich ohne einen Partner denn nicht komplett? Unvollständig? Die meisten Menschen verkennen die Aufregung und den Nervenkitzel, der im Alleinsein liegt. Es ist schwieriger, erfordert Mut, Mut und Ausdauer. Doch wenn man erst einmal an diesem Punkt angelangt ist, zufrieden und glücklich mit sich selbst zu sein, stehen einem alle Türen offen. Es ist völlig okay, auch einfach mal eine Weile allein zu sein. Allein mit sich selbst. Auch wenn es manchmal schwer ist. Doch ich bin lieber allein mit mir selbst, statt in einer Beziehung, die nicht echt und nicht richtig ist, nur um in einer Beziehung zu sein. Nur um dem zu entsprechen, was die Gesellschaft von uns erwartet. Und manchmal soll es eben einfach nicht sein. Da hilft es auch nicht, irgendetwas zu erzwingen. Oder erzwingen zu wollen. Egal wie sehr man sich danach sehnt.“
Swipe. Meet. Repeat. – Ivonne Ludwig
Ich glaube an die Liebe. Ich liebe die Liebe. Ich liebe meine Beziehung. Und ich bin auch unglaublich gerne in dieser Beziehung. Dennoch habe ich ein Problem mit der Glorifizierung der romantischen Liebe durch unsere Gesellschaft. Als wäre es das Nonplusultra, das große Ziel, dass wir alle im Leben erreichen müssen.
Denn das ist es, was uns unsere Gesellschaft aufzeigt. Dass es nur dieses eine Ziel gibt. Dass wir alle genau das wollen müssen: Liebe, Beziehung, Partnerschaft, Kinder, Haus und alles, was eben dazu gehört.
Dadurch entsteht unglaublich viel Druck. Druck von außen; Druck von Familie und Freund*innen, Bekannten und Arbeitskolleg*innen. Aber auch Druck, den wir uns selbst machen, weil uns die Gesellschaft einredet, dass genau DAS es ist, wonach wir streben sollten. Dass wir ohne all das nicht vollständig sind. Dass wir erst dann den Sinn unseres Lebens erfüllt haben und dass wir erst dann glücklich sein können/dürfen.
Als wären nur diese Dinge es wirklich wert, gefeiert zu werden: eine neue Liebe. Hochzeit. Hauskauf. Fortpflanzung. Zumindest dann, wenn man erst einmal ein bestimmtes Alter erreicht hat und sich jenseits der großen 30 befindet. Andere Erfolge, sei es nun ein neuer Job, eine große Reise, die Erfüllung eines langersehnten Traums, wiegen irgendwie viel weniger.
Das größte und wichtigste Ziel im Leben sollte meiner Meinung nach nicht sein, eine*n Partner*in zu finden, sondern einfach glücklich zu sein. Und Glück sieht für jeden eben anders aus.
Für den einen bedeutet Glück die Welt zu bereisen, für den anderen bedeutet es, in seinem Traumjob Karriere zu machen. Für wieder andere ist Glück Hochzeit, Haus und Kinder.
Es gibt nicht diese eine Definition von Glück.
Und dennoch wird es uns immer wieder vorgelebt. Dass glücklich nur die Menschen sind, die die Liebe und alles, was dazu gehört, gefunden haben.
Als wäre man ohne Partner*in nicht vollständig, nicht komplett.
Dabei sind wir das alle – komplett meine ich.
Die Liebe sollte ein Plus sein, ein Add-On, aber nichts, was uns vervollständigt. Nichts, was uns einen höheren Wert beimisst.
Menschen sind nicht weniger wertvoll, weder als Mensch, noch als Teil der Gesellschaft, nur weil sie alleinstehend, eigentums- und/oder kinderlos sind.
Die Tatsache, dass die romantische Liebe in unserer Gesellschaft nach wie vor so glorifiziert wird, ruiniert meiner Meinung nach auch den Begriff der Familie.
In den Augen unserer Gesellschaft ist eine Familie nur dann eine Familie, wenn sie aus Vater, Mutter, Kind(ern) besteht.
Dabei ist eine Familie nichts Greifbares; nichts, was man definieren kann.
Familie ist ein Gefühl.
Eine Familie besteht aus Menschen, die sich miteinander verbunden fühlen, unabhängig von ihrer DNA und der Blutgruppe. Manchmal sind die Menschen mit der gleichen DNA und/oder Blutgruppe nämlich auch genau die, zu denen man alles fühlt – alles außer Verbundenheit.
Es ist weder die Blutgruppe, noch die DNA, die uns zu einer Familie macht. Es ist die Liebe, die Zuneigung, die Verbundenheit. Das Gefühl der Zugehörigkeit. Das Gefühl, von zuhause.
Beste Freund*innen können Familie sein.
Kinderlose Paare können Familie sein.
Alleinerziehende Eltern und ihre Kinder können Familie sein.
Alleinstehende Menschen und ihre Haustiere können Familie sein.
Eine polyamore Lebensgemeinschaft kann Familie sein.
Ein Paar, egal welchen Geschlechts, und ihr Hund kann Familie sein.
Arbeitskolleg*innen können Familie sein.
Es ist nicht nur die romantische Liebe, die im Leben zählt. Es ist die Liebe allgemein, die unser Leben bereichert. Die Liebe zu Familienmitgliedern, zu Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Haustieren etc. pp.
Man kann Liebe auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfahren und erleben.
Liebe ist vielfältig. Liebe ist so bunt wie das Leben und genau das ist auch das schöne daran.
Die romantische Liebe ist was unglaublich tolles und kann das Leben auf so viele Arten bereichern. Aber sie ist eben nicht alles.
danke für den beitrag liebe ivy, ich sehe das absolut genauso <3
<3 <3
Das hast du richtig gut gesagt, stimme dir voll zu <3
Danke <3