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Die Schattenseiten – Nazis auf der FBM 2017

Hallo all ihr lieben Menschen dort draußen.

Wie ihr seht, habe ich diesmal auf eine Anrede wie „Büchernasen“, „Leseratten“ etc. verzichtet, denn wenngleich es in meinem heutigen Artikel um die Frankfurter Buchmesse 2017 geht, geht es um ein Thema, dass nicht nur uns Buchliebhaber betrifft, sondern uns alle.

Es wird noch ein anderer Beitrag zur Frankfurter Buchmesse folgen; ein Beitrag in dem ich von den schönen Seiten der Messe berichte; in dem ich euch erzähle, wie wunderschön paradiesisch es auf der Messe war und wie wohl ich mich unter all den Gleichgesinnten gefühlt habe. Doch die schönen Momente möchte ich erst einmal hinten anstellen, um einer Thematik Platz zu bieten, die so viel wichtiger ist; um über Ereignisse zu sprechen, die uns alle etwas angehen (sollten).

Die paradiesische Stimmung, die ich oben bereits erwähnte, wurde gestört; gestört von Rechtsextremisten, von Nazis.

Wer wissen möchte, was genau sich abgespielt hat, muss nur mal auf Twitter, Facebook & Co. vorbeischauen. Grob zusammengefasst: die Frankfurter Buchmesse hat rechtsradikalen Verlagen und Autoren eine Bühne gegeben und somit die Möglichkeit, ihre „Meinung“ zu verbreiten. Gegendemonstranten wurden teils körperlich angegriffen; der anfängliche verbale Schlagabtausch nahm physische Ausmaße an. Die Polizei nahm letztendlich die Personalien besagter verletzter Demonstranten auf und verteilte Platzverweise, während sie die rechtsradikalen Täter ungehindert ziehen ließ. Den Hitler Gruß hat man ebenfalls das ein oder andere Mal zu Gesicht bekommen.

Es gibt jede Menge Threads auf Twitter von Betroffenen, die die Erlebnisse und die Geschehnisse viel besser schildern, als ich es jemals könnte, dieser HIER zum Beispiel.

Es wurde schon viel dazu gesagt; auch ich habe bereits meine sehr kurz gehaltene Meinung dazu sowohl auf Twitter, als auch auf Instagram kundgetan, allerdings reicht mir das noch nicht. Ich habe einfach das Bedürfnis, auch hier davon zu berichten; aus meiner Bloggerblase auszubrechen und dieses Thema anzuschneiden, dass mich nicht nur in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch ein Gefühl der ultimativen Enttäuschung der Buchmesse gegenüber hervorruft.

Ich muss gestehen, ich habe während dieser Vorfälle nichts davon mitbekommen. Ich wurde erst am darauffolgenden Tag durch diverse Twitter und Instagram Posts darauf aufmerksam. Ein Außenstehender, der vielleicht sogar noch nie auf der Buchmesse war, kann vielleicht nicht nachvollziehen wie es denn möglich ist, zwar vor Ort zu sein, gleichzeitig aber so gar nichts von den Geschehnissen mitzubekommen. Es gibt gefühlte 100 Hallen gefüllt mit Verlagsständen, Bühnen und Ähnlichem. Die Geräuschkulisse ist immens, das Gedränge der mehreren tausend Menschen kaum zu bewältigen – da kommt es schon mal vor, dass man nicht alles mit bekommt, was sich auf der Buchmesse so abspielt. In Halle 1 sieht man immerhin nicht, was gerade in Halle 4 passiert. Aufgrund des Terminstress, des Beisammensein mit Freuden und der schnell aufkommenden Müdigkeit am Abend, verursacht durch den ganzen (Termin-) Stress, kann es mithin auch schon mal sein, dass man sein Handy eben nicht 24/7 in der Hand hält. So ist es mir und den Leuten ergangen, mit denen ich hauptsächlich unterwegs war. Die Reaktionen mancher Daheimgebliebener empfand ich persönlich daher als überflüssig. Als Daheimgebliebener vergisst man schon mal ganz schnell, wie eine Messe funktioniert, wie stressig es sein kann und natürlich bekommt man zu Hause auf dem Sofa manchmal mehr mit, als wenn man direkt vor Ort ist. Die Vorwürfe mancher Leute, dass sich einige Blogger nur um sich selbst kümmern; die Bookstagram-Treffen feiern, anstatt Stellung zu einem solch wichtigen Thema zu beziehen, waren vollkommen Fehl am Platz. Ich bin absolut der Meinung, dass man Stellung beziehen sollte; dass man den Mund aufmachen sollte; sich dagegen stellen sollte; kämpfen sollte – dennoch ist es auch ok, über die schönen Momente zu berichten und deshalb werde ich beides tun, nur nicht gleichzeitig.

Ich kann zu den Geschehnissen nicht viel sagen, nur zu dem, was ich gehört und erzählt bekommen habe.

Die Buchmesse wirbt jedes Jahr mit Weltoffenheit; mit Vielfältigkeit, hat jedes Jahr ein anderes Land zu Gast und bietet gleichzeitig Rechtsextremisten eine Bühne, um ihre vermeintliche Meinung zu verbreiten.

Jahrelang hat mich mein Freund (schwarz) auf die Buchmesse begleitet. Muss ich zukünftig etwa Angst haben, dass er aufgrund seiner Hautfarbe angegriffen wird, nur weil die Buchmesse Nazis in ihre Hallen lässt? Muss ich mich tatsächlich, während ich die Hallen durchstöbere und einfach nur das Beisammen sein mit all diesen tollen Menschen genießen möchte, zuhören, wie rechtsradikale Verlage und Autoren Ratschläge für ein Zusammenleben mit Linken geben oder sich in sonst irgendeiner Art und Weise homophob, antifeministisch, rassistisch, etc. pp. äußern?

Um es noch einmal für alle klarzustellen, ja auch an die, die auf meine Instagram und Twitter Posts mit Aussagen wie „Jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern und zu verbreiten“ geantwortet haben. Menschenfeindlichkeit, Antifeminismus, Homophobie und Rassismus sind keine Meinungen. Dies widerspricht in jeder erdenklichen Art und Weise unserer Demokratie; dem freien Leben; der freien Entfaltung. Diese Auffassungen müssen von uns weder toleriert noch akzeptiert werden. Mit Gegenargumenten in Diskussionen einzutreten bringt aus eigener Erfahrung meist auch nichts, denn diese Leute wollen nicht diskutieren; diese Leute bestehen so beharrlich auf ihrer vermeintlichen „Meinung“, dass man sich nur den Mund fusselig redet, kaum aber etwas bewirkt.

Keiner hat das Recht, ein Mensch einem anderen unterzuordnen aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Herkunft, seiner Religion, seines Geschlechts, seiner Religion oder was weiß ich. „Denn vor Gott sind alle Menschen gleich.“ Kommt euch das Zitat bekannt vor? Ich hoffe es, denn es entspricht der Wahrheit. Alle Nichtgläubigen dürfen gerne das Wörtchen Gott weg lassen, das Zitat stimmt dennoch. Alle Menschen sind gleich.

Ich möchte mich hiermit in aller Form und Deutlichkeit von Auffassungen wie Rassismus, Menschenfeindlichkeit, Homophobie distanzieren.

Auch das offizielle Statement der Buchmesse, das nur darauf abstellt, dass beide Seiten Schuld haben, hätten sie sich meiner Meinung nach sparen können.

Die Frankfurter Buchmesse ist eine der größten Buchmessen der Welt; Menschen aus aller Herren Länder kommen jährlich zu uns nach Deutschland, um die Buchmesse zu besuchen. Ein Statement wie das der Buchmesse, sendet ein völlig falsches Signal. Wieso nicht einfach mal ein klares Zeichen setzen? Wieso sich politisch nicht einmal so positionieren, dass rechtsradikalen Gruppen gar nicht erst die Möglichkeit gegeben wird, Hass zu verbreiten und Menschen zu verletzen?

Wieso verstehen die Menschen nicht, dass Rassismus nichts mit Meinungsäußerung zu tun hat? Was ist daran so schwer zu verstehen? Was?

Ich hatte viele schöne Momente auf der Buchmesse, sehr viele, allerdings haben diese Geschehnisse tatsächlich einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Mein Herz weint bei dem Gedanken an all den Hass, der verbreitet wurde; an all die Menschen, die selbst im Jahre 2017 noch unter diesen Umständen leiden müssen; Menschen, wie du und ich.

Ich möchte in wunderschönen Erinnerungen schwelgen, nicht mit Tränen kämpfen, wenn ich an die Buchmesse zurückdenke. Ich möchte von den Treffen mit den vielen Autoren schwärmen, möchte von all den tollen neuen Büchern berichten, von den neuen Bekanntschaften und Freundschaften, die ich geschlossen habe und nicht von Naziaufständen, bei denen Menschen verletzt wurden, nur weil es noch immer Gruppierungen in diesem Land (auf dieser Welt gibt) die meinen etwas Besseres zu sein und sich daher das Recht herausnehmen, andere zu verletzten; Hass zu verbreiten und uns allen das Leben zur Hölle zu machen.

Ich liebe die Buchmesse, habe mich immer sehr wohl und sicher dort gefühlt, wenn ich jetzt aber Angst haben muss, dass mein Freund irgendwann angegriffen/verletzt wird, nur weil irgendein Nazi meint, ihn angreifen zu müssen, weil er schwarz ist, dann weiß ich nicht, ob ich überhaupt noch auf die Buchmesse fahren möchte. Ich möchte nicht meine Freunde leiden sehen, bloß weil sie aus einem anderen Land stammen, an einen anderen Gott glauben, eine andere Hautfarbe haben oder das gleiche Geschlecht etc. pp. lieben. Aber auf der anderen Seite dürfen wir diese Geschehnisse nicht einfach so als gegeben hinnehmen; wir dürfen die Buchmesse nicht boykottieren, ganz im Gegenteil, wir müssen etwas dagegen tun.

Macht den Mund auf. Wir müssen unseren Standpunkt klar machen: Menschenhass ist keine Meinung! Wir müssen unsere Reichweite nutzen, um auf Themen wie diese aufmerksam zu machen, sodass sie nicht in den Tiefen des Internets verloren gehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich dieser Hass; diese Menscheinfeindlichkeit weiter verbreitet. Wir leben im Jahr 2017 verdammt noch mal und nicht im 18 Jahrhundert. Es sollte selbstverständlich sein, dass solche Gruppierungen an einem Ort wie der Frankfurter Buchmesse keinen Platz haben. Wo kommen wir denn hin wenn wir es erlauben, dass Menschen andere angreifen und verletzen, nur weil sie aus einem anderen Land stammen und eben nicht hetero, blond und blauäugig sind?

So aussichtslos es am Anfang vielleicht scheint, gemeinsam können wir viel erreichen; wenn wir nur zusammenhalten, wenn wir uns für das Richtige einsetzen.

Wir dürfen das Ganze nicht abtun; verbannt die Gedanken wie „Jemand anderes wird schon was dazu sagen“ und macht selbst den Mund auf. Sagt etwas. Tut etwas.

Mein Herz weint, meine Seele brennt und die Gedanken in meinem Kopf rattern wie eine alte Holzachterbahn.

Es wird Zeit, dass sich etwas ändert.


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