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Rezension: Burning Bridges – Tami Fischer

Inhalt/Klappentext:

Wenn wir aufeinandertreffen, sprühen keine Funken. Wenn wir aufeinandertreffen, gehen wir in Flammen auf. Sein Name lautete Ches. Das war alles, was ich wusste. Keine Vergangenheit und keine Identität. Alles an ihm strahlte Gefahr aus, doch ich schaffte es einfach nicht, mich von ihm fernzuhalten. Ich war Metall und er der Magnet, welcher mich anzog. Doch nicht nur mich zog er an; auch Dunkelheit und Ärger und Geheimnisse begleiteten ihn wie Motten das Licht. Ich war vielleicht gebrochen, aber wenn er mich für schwach hielt, machte er einen Fehler. Ich würde jedes seiner Geheimnisse lüften. Und wenn ich brennen musste, um seine Dunkelheit zu vertreiben, würde ich jede Sekunde im Feuer genießen.


Bei diesem Buch handelt es sich nicht um ein kostenfreies Rezensionsexemplar. Das Buch wurde von mir selbst gekauft.


Diese Rezension enthält Spoiler.

Ja, ich habe mich dann doch mal wieder einem New Adult Buch gewidmet. Wisst ihr, wenn BloggerkollegInnen Bücher herausbringen und diese in einem solchen Ausmaß gehyped werden, wie es bei diesem hier der Fall war/ist, werde auch ich neugierig. Aus diesem Grund habe ich mir, obwohl New Adult ja eigentlich so gar nicht mein Genre ist, Burning Bridges, den Debütroman von Tami Fischer, die sich in den letzten Jahren als Buchbloggerin und Youtuberin einen Namen gemacht hat, gekauft. Ich habe meine Abneigung gegenüber New Adult einfach einmal von mir weg geschoben, habe mich darauf gefreut, diese Geschichte zu lesen und hatte gehofft, dass mir dieses Buch doch gefallen würde, so wie es damals bei Laura Kneidl der Fall gewesen war. Ich hoffte auf eine witzige, freche, romantische Lovestory, die anders ist, als die meisten. Und auch wenn es mich schmerzt, das zu sagen, habe ich leider das genaue Gegenteil bekommen: einen ziemlich langweiligen, vollkommen realitätsfernen und nervigen New Adult Roman, der in mancherlei Hinsicht fast noch schlimmer war, als die meisten anderen New Adult Romane, die ich bisher gelesen habe.

Ich war ziemlich überrascht und auch ein wenig überrumpelt von der Handlung, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte weder den Klappentext gelesen, noch hatte ich auch nur im Entferntesten eine Idee, worum es in dieser Geschichte gehen könnte. Ich war auf ein wenig Drama eingestellt, Herzschmerz, Sex, etc. pp., eben das, was man von einem New Adult Roman erwartet. Damit, dass hier allerdings so unglaublich viel zusammen kommt, teilweise wahnsinnig intensive und wichtige Themen, die meiner Meinung nach völlig falsch angegangenen und behandelt wurden, hätte ich nicht mit gerechnet.

Doch fangen wir einfach mal von vorne an …

Ella wird – wie in gefühlt allen anderen NA-Büchern, RomComs, etc. pp. auch – gleich zu Beginn des Buches von ihrem Freund verlassen. Der Kummer über die Trennung sitzt tief, bis sie auf Ches trifft, diesen geheimnisvollen Typen, der auch ein wenig bedrohlich wirkt, aber doch ganz nett zu sein scheint. Sie lädt ihn zu sich ins Auto zum Frühstück ein, da es dort aber viel zu eng ist, nimmt sie ihn sofort mit in ihre Wohnung. Was man halt so macht, wenn man auf einen unbekannten Mann trifft, den man noch nie zuvor gesehen hat und der auch noch so aussieht, als hätte er sich geprügelt. Dort lässt sie ihn duschen, wäscht seine Hose und ups, plötzlich steht er natürlich halbnackt in ihrer Wohnung, weil seine Klamotten noch nicht trocken sind. Muskeln inklusive. Wann sind Muskeln eigentlich zu einem solch wichtigen Bestandteil in diesen Büchern geworden? Versteht mich nicht falsch, ich steh auf muskulöse Männer, wirklich. Aber aus welchem Grund muss der super sexy und mega heiße Typ immer gleich halb nackt irgendwo rum stehen?

Natürlich kommen sich die beiden schnell näher. Sie fühlen sich sexuell zueinander hingezogen; trotz dieser Anziehung allerdings stoßen sie sich gegenseitig immer wieder voneinander weg. Ella ist jetzt immerhin Ella 2.0 und hat keine Lust darauf, wieder auf einen Mann hereinzufallen und Ches entfernt sich von ihr, weil er sie nicht in seine düstere Vergangenheit hineinziehen will. Kennt man ebenfalls bereits alles aus zig anderen Büchern und Filmen. Erst im letzten Drittel des Buches  nimmt dieses Hin und Her, was mich wirklich wahnsinnig viele Nerven und noch mehr Augenrollen gekostet hat, irgendwann ein Ende.

Leider konnte ich weder zu Ella, noch zu Ches, geschweige denn zu ihren FreundInnen eine Bindung aufbauen. Ella ist unglaublich naiv und wahnsinnig dämlich. Ganz zu Beginn empfand ich ihre leicht tollpatschige und naive Art noch als sympathisch, doch je mehr ich las, desto mehr nervte es mich. Hinzu kommt, dass sie auch noch unfassbar anstrengend ist. Auch ihr Freundeskreis war mir ein wenig suspekt. Viele sagen ja, dass es gerade ihre Freunde waren, in die sie sich während des Lesens verliebt haben. Das kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen. Ihre Freunde sind allesamt oberflächlich und naiv, interessieren sich gefühlt nur für das Sexleben von Ella und lassen sie einfach in sämtliche Situationen alleine und passen null aufeinander auf. Für mich einfach etwas, was ich wahnsinnig fragwürdig finde, da es bei mir und meinen Freunden doch etwas anders aussieht, was gegenseitiges  Unterstützen, Helfen, etc. pp. angeht. Für mich war hier eine wirkliche Freundschaft zwischen den Figuren einfach nicht spürbar. Was Ches angeht muss ich sagen, dass ich ihn als Mensch zwar ganz gerne mochte, aber ich ihn einfach nicht Ernst nehmen konnte, insbesondere zum Ende hin, als immer mehr über ihn und seine Vergangenheit aufgedeckt wurde. Ich meine klar, ein bisschen Drama ist okay, aber so viel Drama? Nee, danke.

Genau das bringt mich zu dem Punkt, der mich wohl am meisten aufgeregt hat und den ich mehr als nur fragwürdig/bedenklich finde. Die Autorin wirft in diesem Roman mit wahnsinnig vielen wichtigen und sehr ernsten Themen um sich. Sie baut sexuelle Belästigung, versuchte Vergewaltigung und körperliche Gewalt mit ein. Es geht um Gangs, Fight Clubs, Drogenmissbrauch, Drogenhandel, vermehrter Alkoholkonsum etc. pp., sogar mit einem Mafia Boss legt sich Ella an, doch mit nichts davon, wirklich mit gar nichts, wird sich ernsthaft auseinander gesetzt. Ella befindet sich mindestens drei Mal in wirklich sehr gefährlichen Situationen, ich würde fast sogar sagen, in Lebensgefahr. Ihr werden Drogen verabreicht, sie wird verprügelt und fast vergewaltigt, doch nie, wirklich NIE wird wirklich darüber gesprochen. Es wird sich einfach nicht mit diesen Themen auseinandergesetzt, was ich persönlich einfach nur sehr erschreckend finde, besonders wenn man bedenkt, wie viele junge Mädchen dieses Buch lesen. Es wirkt einfach alles extrem gewollt, als hätte die Autorin während des Schreibens das Gefühl gehabt, ein anderes, besonderes Buch schreiben zu müssen und nur aus diesem Grund all diese Extreme in die Geschichte hat mit einfließen lassen. Ein bisschen wirkte es auf mich auch so, als hätte sie Ella ständig in diese Situation reinrennen lassen, weil sie in Ches einen Retter wollte, einen Ritter in goldener Rüstung eben, der immer zur Stelle ist, Ella beschützt und sie eben rettet. Das Buch ist anders, ja, aber nicht unbedingt auf eine positive Art und Weise. Es ist so unfassbar realitätsfern, dass ich aus dem Augenrollen gar nicht mehr rausgekommen bin. Das meiste gibt schlicht und ergreifend einfach absolut keinen Sinn. Wenn man dachte, dass es das jetzt war, dass das jetzt der Tiefpunkt war, haut sie noch mal einen oben drauf und schwupp, ehe man sich versieht legt sich Ella eigenhändig und ganz alleine mit einem Mafia Boss an. In welcher Welt bitteschön? Hier sind einfach so viele Dinge vermischt worden, dass dies in meinen Augen nicht einmal in einem schlechten Film funktionieren würde. Zum Ende hin wurde es dann so viel, dass ich die letzten Seiten nur noch überflogen habe. Ich konnte weder das Liebesgeplänkel zwischen Ella und Ches, noch diese ganze Mafiageschichte mehr ertragen. Es ging einfach nicht. Es war schlicht und ergreifend einfach ZU VIEL des Guten. In meinen Augen gab es hier viel zu viele bedenkliche und problematische Aspekte, die man anders hätte besser machen können/sollen.

Dennoch war das Buch wirklich flüssig zu lesen. Es zog sich für mein Empfinden etwas, weshalb ich über zwei Monate gebraucht habe, es zu beenden. Für meinen Geschmack wurde etwas zu viel geflucht, auch wenn ich Ellas Gedankengänge hin und wieder ganz unterhaltsam und amüsant fand. Ich mochte auch den Schreibstil ganz gerne. Es war nichts Besonderes und man konnte einige Parallelen zu Laura Kneidl & Co. entdecken, insbesondere die ganzen Pop Culture References gingen mir ein wenig auf die Nerven, dennoch mochte ich den Schreibstil ganz gerne. Witzig, frech, romantisch – wie ich es mir erhofft hatte – eventuell auch klug und erfrischend, war es leider nicht. Im Endeffekt habe ich das genaue Gegenteil von dem bekommen, was ich mir erhofft hatte; ein New Adult Roman, der in meinen Augen leider viel schlechter und problematischer ist, als viele andere.

LOHNT SICH DAS BUCH?

Eigentlich muss ich sagen, nein. Zumindest nicht in meinen Augen. Ich weiß um all die vielen positiven Meinungen, man muss sich ja nur mal die Ratings auf Goodreads anschauen. Ich frage mich allerdings, ob niemand mehr wirklich das Gelesene hinterfragt. Ja, vielleicht ist dies das perfekte Buch, um es einfach zu lesen und sich berieseln zu lassen; um einfach abzuschalten und sich davon zu träumen (falls einem die Lovestory eben zusagt), doch ich frage mich ernsthaft, ob all die Logikfehler nicht auffallen, all diese problematischen Aspekte niemanden stören oder ob es an den meisten einfach vorbeigeht. Ich für meinen Teil konnte dem Buch leider gar nichts abgewinnen, bis auf den Humor der Autorin, den ich wirklich sehr mochte und auch den leichten, angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil, doch ansonsten muss ich sagen, dass ich selbst im New Adult Genre schon Bücher gelesen habe, die um Längen besser waren.

INFOS ZUM BUCH

Autor: Tami Fischer
Titel: Burning Bridges
Verlag: Knaur Verlag
Seiten: 400
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2019
Preis: 12,99 [D] 
Buch beim Verlag: KLICK


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Solltest du auch eine Rezension zu diesem Titel geschrieben haben, verlinke sie mir gerne in den Kommentaren.

Der Beitrag wurde nicht gesponsert. Fotos: IvyBooknerd / / Die Rechte an den Covern unterliegen dem jeweiligen Verlag & Designer.

9 Kommentare

  1. Isa sagt

    Liebe Ivy,
    beim Lesen deiner Rezension hatte ich dich ständig vor meinem inneren Auge, wie du unentwegt mit den Augen rollst.
    Als „Burning Bridges“ auf den Markt kam, hatte ich auch kurz überlegt, ob ich es nicht lesen soll. Wenn ich deine Rezension lese, bin ich ganz froh, dass ich mich dagegen entscheiden habe.

    Liebe Grüße
    Isa

    • Hi Isa,

      ja, ich denke man muss es mögen. Obwohl ich ja der Meinung bin, dass sich jeder immer selbst ein Bild machen sollte – immerhin haben wir alle unterschiedliche Geschmäcker – kann ich dieses Buch wirklich nicht empfehlen. Eigentlich schade; ist ja immer blöd, wenn man ein Buch nicht mag, aber naja. So ist das halt manchmal!

      Liebste Grüße
      Ivy

  2. Ruth sagt

    Liebe Ivy,
    ich kann deine Rezension so gut nachvollziehen! Ich selbst war auch nicht unbedingt der größte Fan von Burning Bridges und kann den Hype auch nicht unbedingt nachvollziehen. In meiner eigenen Rezension (du kannst sie hier nachlesen: https://lilablumenwiese.com/2019/11/09/rezension-burning-bridges-von-tami-fischer/) habe ich geschrieben, dass Burning Bridges mehr sein will, als es ist und ich finde das nach wie vor sehr passend. Was ich persönlich auch furchtbar fand, war, dass das alles so furchtbar schlecht recherchiert wirkte. Wenn man wirklich die Mafia mit einbezieht, dann sollte der Leser schon das Gefühl haben, die Recherche ging über Google und “Der Pate” hinaus.
    Liebe Grüße
    Ruth

    • Hi Ruth,

      danke für den Link, ich schaue mir deine Rezension später mal an 🙂

      Es freut mich aber sehr zu hören, dass es doch noch ein paar Leser gibt, die ähnlich denken. Ich meine, jeder darf und soll natürlich hypen was er/sie will und normalerweise interessiert mich das auch reichlich wenig, aber bei diesem Buch kann ich es einfach beim besten Willen nicht nachvollziehen. Nicht mal im Entferntesten. Aber naja, so ist das ja leider manchmal. Manche Bücher sind für einen gemacht, andere wiederum nicht.

      Liebste Grüße
      Ivy

  3. Susa sagt

    Hi Ivy,
    wenn ich Deine Rezension so lese, möchte ich am liebsten direkt ein Exemplar von meinem “Woodtalker” in einen Umschlag packen und Dir schicken – nicht nur, weil’s auch Holz auf dem Cover hat, sondern weil ich versucht habe, ein paar von den Dingen, die Dich hier genervt haben, anders und hoffentlich richtig gemacht zu haben. Aber hey, ich will hier keine Schleichwerbung machen und hau deswegen lieber schnell wieder ab. Nur eins noch zum Schluss: Ich find’s schön, dass Du Dich kritisch mit dem Buch auseinandergesetzt hast und nicht einfach beim Hype mitschwimmst!
    LG Susa

    • Hi Susa, Holz auf dem Cover klingt toll 🙂 und der Titel klingt auch super schön, ich werde mir bei Gelegenheit mal dein Buch anschauen. Neugierig hast du mich jedenfalls gemacht 🙂

      Und danke dir 🙂 ich kann schon gar nicht mehr anders. Habe auch schon häufiger gesagt bekommen, dass ich mich zu oft kritisch mit Büchern auseinandersetzen, aber ich kann ohne einfach nicht mehr, weil es mich so dermaßen stört. Den Hype kann ich mithin leider so gar nicht nachvollziehen aber hey, manche Bücher mag man, manche eben auch nicht 🙂

      Liebste Grüße
      Ivy

      • Susa sagt

        Hi Ivy,

        genauso ist es – und da können noch so viele Leute das Buch super finden, wenn man selber keinen Zugang dazu hat, ist es halt einfach so. Ich lese jedenfalls lieber etwas kritischere Rezensionen (klicke z.B. auch immer zuerst die mit drei Sternen an), weil ich finde, die sagen deutlich mehr über das Buch aus als “Alles SUUUUPER”-Rezensionen. Denn aus den Kritikpunkten, die angebracht werden, kann ich viel besser schließen, ob das ein Buch ist, was mich vielleicht interessiert, sie sind meist deutlich differenzierter. Und man kann schon vorher entscheiden, ob das Kritisierte etwas ist, woran man sich stört (dann liest man das Buch eben nicht) oder was einem relativ egal ist (dann los!).

        Liebe Grüße
        Susa

  4. Sara sagt

    Liebe Ivy,

    ich bin so froh, jemanden gefunden zu haben, dem das Buch auch nicht gefallen hat. Ich kann den Hype ganz und gar nicht nachvollziehen. Natürlich ist es toll, dass die Autorin mit ihrem Debut gleich einen Bestseller gelandet hat, aber ich frage mich, ob es tatsächlich an der Qualität des Buches liegt oder einfach nur daran, dass sie durch Youtube recht bekannt ist in der Buchszene. Ihre Follower und Fans haben das Buch so in den Himmel gelobt, dass ich richtig neugierig drauf wurde und mir – wie du – einen richtig tollen Roman erwartet habe. Leider wurde ich enttäuscht. Die letzten paar Seiten habe ich ehrlich gesagt auch nur noch überflogen, weil ich einfach kein Bock mehr hatte. Wirklich sehr schade. Die weiteren Teile werde ich mir daher nicht kaufen.

    Tolle Rezension. ich finde es super, dass du immer offen und ehrlich deine Meinung sagst, aber es dennoch schaffst, keinen Verriss zu schreiben.

    Liebe Grüße
    Sara

    • Liebe Sara,

      ich kann verstehen, dass du die letzten Seiten nicht mehr wirklich mit Interesse verfolgt hast. Mir ging es ähnlich, vielleicht auch einfach deswegen, weil es gerade zum Ende hin einfach too much wurde.

      Und vielen Dank für deine lieben Worte!

      Ganz liebe Grüße
      Ivy

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