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Rezension: Ich, Onkel Mike und Plan A – Alice Gabathuler

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Inhalt/Klappentext:

Leons Sommerträume platzen, als sein Vater den gemeinsamen Männer-Campingurlaub über den Haufen wirft und stattdessen mit seiner neuen Flamme und deren nervigen Kindern ins Kinderhotel will. Kurz entschlossen weidet Leon sein Sparschwein Klaus-Dieter aus und kauft sich ein Ticket nach Hinter-Oberdorf. Dorthin hat sich nämlich Onkel Mike aka Gängsta X zurückgezogen, um ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen. Blöd nur, dass Onkel Mike gerade in einer absoluten Sinnkrise steckt und auch kreativ so gar nichts aufs Papier kriegen will. Aber Leon wäre nicht Leon, wenn ihm da keine Lösung einfallen würde. Und so wird es ganz schnell ziemlich verrückt. Ihr riesiges Abenteuer beginnt für Leon und Onkel Mike nämlich ausgerechnet mit einer Pfanne!


Vielen Dank an Books on Demand, die mir das Buch kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat im Austausch gegen meine ehrliche Meinung. Auch hier bleibt meine Meinung unverfälscht. Nähere Informationen hierzu findet ihr HIER.


Als Fan von Kinderbüchern freute ich mich auch auf Ich, Onkel Mike und Plan A von Alice Gabathuler, als ich die Anfrage erhielt, ob ich nicht Lust hätte, das Buch zu lesen und zu rezensieren. Leider entpuppte sich das Buch – ich muss es leider gleich zu Anfang sagen – für mich persönlich zu einem Flop, und das in vielerlei Hinsichtlich 

In Ich, Onkel Mike und Plan A geht es um den 11-jährigen Jungen Leon. Wer Leon ist? Ein „echter Kerl“, wie gefühlt auf jeder Seite mindestens ein Mal erwähnt wird und hier fängt das Problem meiner Meinung nach bereits an. Die Autorin beschreibt in diesem Buch, mit der Stimme eines 11-jährigen Jungen, was ein echter Kerl ist. Echte Kerle mögen keine Hüpfburgen, echte Kerle gehen auch nicht reiten. Echte Kerle zeigen keine Gefühle und weinen nicht. Das ist alles nur „Mädchenkram“. Echte Kerle sind stark, haben Muskeln, sind cool, etc. pp. Zunächst habe ich das Ganze abgetan (hiermit fängt es schon in Kapitel eins an), doch je mehr dieser Behauptungen auftauchten, desto problematischer empfand ich das Ganze. Schnell wird klar, dass es sich bei Leon um einen Jungen handelt, der in Rollenbildern denkt; der noch ganz klar zwischen den Geschlechtern unterscheidet, was sie dürfen, was sie können, was sie tun sollen. Ich möchte gar nicht abstreiten, dass es keine 11-jährigen Jungs gibt, die so denken, ich frage mich allerdings nur, ob es heutzutage, in einer Zeit, in der Jungen und Mädchen es ohnehin schwer haben, ihr wahres Ich auszuleben und noch immer mit jede Menge Vorurteilen zu kämpfen haben, eine gute Idee ist, ein Kinderbuch zu schreiben, in dem Jungs vermittelt wird, dass wenn sie weinen, sie keine „echten Kerle“ sind. Im Umkehrschluss werden damit auch Mädchen wieder in eine Schublade gesteckt, in die sie einfach nicht rein gehören, nämlich, dass sie das schwächere Geschlecht sind. Einmal heißt es am Ende des Buchs sogar „Herrgott noch mal” Zier dich nicht wie ein Mädchen!“ Mädchen sind also von Natur aus was? Angsthasen? Außerdem erweckt es dabei schon fast den Anschein, als würde „Mädchen“ als Beleidigung genutzt werden, was ich wirklich alles andere als cool finde. Diese, teilweise unterschwelligen, Aussagen tauchten leider nicht nur ein oder zwei Mal auf, worüber ich vielleicht noch hätte hinweg sehen können, sondern ständig, auf gefühlt jeder fünften Seite.

Kinder in diesem Alter sind unglaublich beeinflussbar und ich finde, dass man als Kinderbuchautorin eben nicht ein solch festgefahrenes Rollendenken vermitteln sollte. Ich persönlich habe mich beim Lesen dieses Buches unglaublich unwohl gefühlt und war unfassbar wütend; so wütend, dass ich wirklich mit dem Gedanken spielte, das Buch abzubrechen.

Natürlich kann man hier jetzt argumentieren, dass man auch Kinderbücher so realitätsnah wie möglich schreiben sollte und ich bestreite auch gar nicht, dass es noch immer Kinder gibt, die eben genauso denken wie Leon, was mich allerdings einfach stört ist die Message, die vermittelt wird. Natürlich sollte man immer auf Problematiken hinweisen, diese auch in Büchern thematisieren, doch dann gehört meiner Meinung nach auch eine kleine „Lehre“ mit rein, die in diesem Buch leider sehr untergegangen ist. Ich frage mich eben ganz einfach, ob es wirklich der richtige Weg ist, Kinder, die gerade noch mitten in der Entwicklung stecken, in diesem Denken zu bestärken oder aber ob es nicht besser wäre, zu versuchen, ihnen zu erklären, dass dieses Denken eben nicht richtig ist; dass es okay ist, wenn Jungs weinen, auf Hüpfburgen spielen und gerne Ponys reiten und dass auch Mädchen stark sein können, auch körperlich. Das ist ja genau dasselbe, wie wenn man seiner Tochter nur pinke Klamotten anzieht, eben weil sie ein Mädchen ist. 

Das Ganze hat mich auch sehr stark an eine Mutter auf einer Babyparty erinnert, zu der ich letztes Jahr eingeladen war. Sie ist Mutter eines kleinen Jungen, zu dieser Zeit war der Junge vier Jahre alt, und er klaute sich immer die Haargummis seiner Mutter, um sich kleine Zöpfe ins Haar zu machen. Die Mutter bat in der Frauenrunde um „Rat“, was sie tun könne, um ihm das „auszutreiben“, da sie nicht wolle, dass er mit „Mädchenkram“ spielt. Ich frage mich ganz einfach, was das für eine Art zu Denken ist und genau dieselbe Denkweise legt auch Leon an den Tag, was ich sehr problematisch finde, insbesondere in der Hinsicht, dass vielleicht ein 11-jähriger Junge, der gerne auf Hüpfburgen spielt, in seiner Freizeit reiten geht und erst letzte Woche zwei Mal geweint hat, dieses Buch liest und gleich auf den ersten Seiten vor den Kopf geknallt bekommt, dass er kein „echter Kerl“, sondern ein Mädchen ist.

Jetzt muss man der Autorin natürlich zu Gute halten, dass man zumindest eine kleine Entwicklung von Leon während des Buches erkennen kann. Zwar dauert dies meiner Meinung nach zu lange, da selbst am Ende noch Aussagen wie vorgenannte getroffen werden, doch zumindest fängt Leon an darüber nachzudenken, ob ein „echter Kerl“ wirklich so großartig ist, wie er sich die ganze Zeit über vorgestellt hat und ob es nicht doch auch Frauen gibt, die man in die Kategorie „echte Kerle“ stecken kann. Das kommt meiner Meinung nach allerdings zu kurz. Natürlich erwartet man nicht eine 360 Gradwendung, das wäre wahrscheinlich unglaubwürdig gewesen, doch eine kleine „Moral“ am Ende hat mir hier ein wenig gefehlt, insbesondere weil im Laufe der Geschichte so intensiv auf diesem Thema herumgehackt wird.

Doch unabhängig von Vorgesagtem konnte mich das Buch auch insgesamt leider nicht überzeugen.

Als Leons Vater den gemeinsamen Urlaub absagt, haut Leon ab und reist alleine zu seinem Onkel Mike in die Berge. Gemeinsam mit seinem Onkel Mike erlebt Leon einen aufregenden Sommer voll von Wasserfallsprüngen, verrückter Erlebnisse und Schuhbeerdigungen. Und währenddessen unterstützt er seinen Onkel Mike auch sogar noch dabei, einen neuen Hit zu schreiben, den Onkel Mike ist ein vermeintlicher „Gängstarapper“ der aktuell eine kleine Krise durch macht, durch den ganzen Druck, der auf ihm lastet. Für mich allerdings war das alles andere als aufregend oder abenteuerlich.

Die Geschichte geht sehr sprunghaft von Statten. Meiner Meinung nach ging alles viel zu schnell, als das man richtig in der Geschichte hätte eintauchen können. Natürlich muss auch hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, doch selbst dafür war mir die Geschichte einfach nicht ausgearbeitet genug. Die Charaktere werden leider auch nur an der Oberfläche angekratzt, sodass es mir unglaublich schwer fiel, ein Gefühl für sie zu entwickeln und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sowohl Leon, als auch Mike waren mir unglaublich unsympathisch; es war mir mithin nicht möglich, mich richtig auf sie und ihre Geschichten einzulassen.

Wenn man von den problematischen Aussagen einmal absieht allerdings, hat mir der Schreibstil der Autorin wirklich ganz gut gefallen. Sie schreibt kindgerecht in einer sehr lockeren Sprache mit teilweise wirklich witzigen Dialogen. Obwohl mir das Buch nicht sonderlich gut gefallen hat, hatte ich es binnen wenigen Stunden durchgelesen, was unter anderem natürlich der wenigen Seitenzahlen, aber sicherlich auch dem Schreibstil der Autorin geschuldet war. Die Seiten flogen dahin, eben weil es so angenehm leicht zu lesen war.

LOHNT SICH DAS BUCH?

Ich für meinen Teil kann diesem Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen, da es meiner Meinung Werte vermittelt, die in unsere heutige Zeit einfach nicht mehr hinein gehören und völlig überholt sind. Die Botschaft dieser Geschichte bereitet mir einfach Bauchschmerzen und auch wenn es sicherlich Leser gibt, die all das ganz gegenteilig aufgefasst haben, so konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Aber wie immer sollte sich natürlich jeder sein eigenes Bild machen.

INFOS ZUM BUCH

Autor: Alice Gabathuler
Titel: Ich, Onkel Mike und Plan A
Verlag: Books on Demand
Seiten: 180
Erscheinungsdatum: 17. Mai 2019
Preis: 9,99 [D] 
Buch beim Verlag: KLICK


KATEGORIE

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Der Beitrag wurde durch die Bereitstellung des kostenlosen Rezensionsexemplares gesponsert. Fotos: IvyBooknerd / / Die Rechte an den Covern unterliegen dem jeweiligen Verlag & Designer.

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