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Rezension: The Vanishing Stair – Maureen Johnson | 5 Gründe, weshalb ihr diese Reihe unbedingt lesen solltet

All Stevie Bell wanted was to find the key to the Ellingham mystery, but instead she found her classmate dead. And while she solved that murder, the crimes of the past are still waiting in the dark. Just as Stevie feels she’s on the cusp of putting it together, her parents pull her out of Ellingham academy.

For her own safety they say. She must move past this obsession with crime. Now that Stevie’s away from the school of topiaries and secret tunnels, and her strange and endearing friends, she begins to feel disconnected from the rest of the world. At least she won’t have to see David anymore. David, who she kissed. David, who lied to her about his identity—son of despised politician Edward King. Then King himself arrives at her house to offer a deal: He will bring Stevie back to Ellingham immediately. In return, she must play nice with David. King is in the midst of a campaign and can’t afford his son stirring up trouble. If Stevie’s at school, David will stay put.

The tantalizing riddles behind the Ellingham murders are still waiting to be unraveled, and Stevie knows she’s so close. But the path to the truth has more twists and turns than she can imagine—and moving forward involves hurting someone she cares for. In New York Times bestselling author Maureen Johnson’s second novel of the Truly Devious series, nothing is free, and someone will pay for the truth with their life.


Bei diesem Buch handelt es sich nicht um ein kostenfreies Rezensionsexemplar. Das Buch wurde von mir selbst gekauft.


Diese Rezension enthält mögliche Spoiler für Band 1.

Nachdem mir Ellingham Academy: Was geschah mit Alice von Maureen Johnson so unfassbar gut gefallen hat, habe ich zwischenzeitlich nun auch den erst kürzlich erschienenen zweiten Teil, The Vanishing Stair, dieser grandiosen Reihe gelesen und *SPOILER* – er ist FANTASTISCH!

Bei Reihenfortsetzungen kommt es ja hin und wieder schon mal vor, dass zweite Teile oftmals ein wenig schwächer sind, als der große Reihenauftakt, nicht aber hier; nicht bei der Truly Devious Reihe von Maureen Johnson. Ich behaupte jetzt sogar einfach mal, dass Teil zwei den ersten Teil noch mal getoppt hat.

The Vanishing Stair beginnt genau dort, wo der erste Teil aufgehört hat. Nach dem Mord, der sich auf der Ellingham Academy zugetragen hat, haben Stevies Eltern sie von dem Internat wieder nach Hause genommen. Bis schließlich irgendwann überraschenderweise einer der mächtigsten, gleichzeitig aber auch gefährlichsten Männer des Landes, unangekündigt bei ihnen zu Hause auftaucht und Stevies Eltern davon überzeugt, Stevie wieder zurück an die Schule zu lassen. Dies natürlich nicht ganz uneigennützig. Das Campusleben hat Stevie also schon bald wieder fest im Griff und ehe sie sich versieht, nimmt sie auch ihre Recherchen und Ermittlungen bezüglich des in den 30er Jahren geschehenen Mordes wieder auf. Dabei quält sie auch immer wieder der Gedanke an ihre verschwundene Schulkameradin Ellie sowie an den kürzlich verstorbenen/ermordeten Mitschüler Hayes. Stück für Stück setzten sich nicht nur Stevies Ermittlungen, sondern auch die Geschichte zusammen. Spannung, Action, Romantik, ein bisschen Drama hier und da und schwupp ist die absolut perfekte Fortsetzung zu einem ebenso genialen Reihenauftakt, die nicht nur an Sherlock Holmes und Agatha Christie erinnert, sondern auch wichtige Themen anspricht, geschaffen.

Die Geschichte entwickelt sich auf so natürliche und lebhafte Art und Weise fort, dass man völlig die Zeit um sich herum vergisst. Während des Lesens ist man so damit beschäftigt, die einzelne Fälle zu lösen, Puzzlestücke zusammen zu setzen und mögliche Verdächtige auszuschließen, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Und je weiter wir uns auf die vermeintliche Lösung zubewegen, desto mehr Fragen werden aufgeworfen. Ich möchte nicht spoilern, möchte aber dennoch kurz erwähnen, dass alles in unglaublich befriedigender und fachtechnisch gut recherchierten Form von Statten geht, sodass es meiner Meinung nach keine bessere Lösung hätte geben können, bzw. Teillösung, denn am Ende sind wir ganz sicher noch lange nicht angelangt. Worauf sich diese Lösung bezieht allerdings werde ich nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden, indem ihr das Buch lest.

Maureen Johnson beginnt ihre Reihenfortsetzung so geschickt, dass es dem Leser kaum schwer fällt, sich wieder in die Geschichte einzufinden. Dabei nimmt sie ganz am Anfang nochmals Bezug auf wichtige Details des ersten Bandes, treibt damit gleichzeitig aber die Geschichte weiter voran und verliert sich nicht zu sehr in Wiederholungen. Die Details, die sie gerade zu Beginn noch mal mit einbringt, sind gerade ausreichend genug, um die Erinnerungen des ersten Bandes noch mal aufzurütteln, nicht aber so zeitaufwendig, als das der Einstieg in die Fortsetzung mühsam wäre.

Und nun möchte ich anhand von fünf Punkten aufzeigen, weshalb diese Reihe in meinen Augen so unglaublich genial und es wert ist, gelesen zu werden:

Die verschiedenen Zeitebenen

Wie auch im ersten Teil jongliert die Autorin auch in dieser Reihenfortsetzung wieder unglaublich geschickt mit zwei Zeitachsen. Ich würde ihre Erzählweise schon beinahe als meisterhaft beschreiben, mit solch einem Fingerspitzengefühl geht sich an die Geschehnisse, sowohl aus der Vergangenheit, als auch aus der Gegenwart, heran und verstrickt und verwebt sie zu einem riesigen Bild, in dem trotz allem am Ende noch wenige Teile leer sind. Es gibt nicht nur zwei Zeitachsen, sondern auch mehrere Perspektiven und einige Todesfälle und jede Menge damit einhergehende und verbundene Geheimnisse und dennoch gibt es in diesem Buch keinen einzigen Moment, in dem man den Überblick verliert. Maureen Johnson hat ein unglaubliches Gefühl dafür, Geschichten und Ereignisse miteinander zu verweben und ihnen durch ihre gut recherchierten und unglaublich durchdachten Details mehr Tiefe zu verleihen.

Die Charaktere

Obwohl die Mysterien und Morde hier definitiv im Fokus der Geschichte stehen, sind die ruhigeren Momente zwischen den einzelnen Charakteren nicht minder spannend, was vielleicht auch daran liegt, dass sich die Geschichte ebenfalls auf die menschlichen Beziehungen zwischen Stevie und ihren Freunden/Bekannten konzentriert. So gibt es zum Beispiel einige sehr schöne Szenen zwischen Stevie und Larry, Ellinghams Sicherheitschef. Obwohl die Beziehung zwischen Ihnen im ersten Teil noch etwas kühl wirkte, nimmt sie im zweiten Teil eine ganz wunderbare Form an, erfüllt von Wärme, Freundschaft und Zuneigung.

Doch auch die altbekannten Charaktere, die wir bereits im ersten Band kennen und lieben lernen durften, nehmen immer mehr Form an. Ebenso gibt es auch eine Handvoll neuer Charaktere, die in diesem zweiten Teil vorgestellt werden. Jedes dieser neuen Gesichter birgt ein eigenes Rätsel. Man hat das Gefühl, dass sie alle irgendwie miteinander verbunden sind, nur weiß man einfach nicht, wie. Man glaubt zu wissen, welche Rolle sie in der Geschichte spielen, doch wird man immer wieder eines Besseren belehrt. Ich persönlich weiß einfach nie, was ich von den Figuren halten soll; ob sie nun gut sind oder böse, ob sie etwas im Schilde führen oder einfach nur nett sind.

Es gibt ein paar wunderbar herzliche und liebevolle Szenen mit Nate, lustige, spielerische Momente mit Janelle und ebenso eine Handvoll herzzerreißende Augenblicke mit David. Es ist wirklich für jeden etwas mit dabei.

Im Vergleich zum ersten Teil ist eine klare Charakterentwicklung zu erkennen und zwar betreffend aller Charaktere, die in dieser Geschichte eine Rolle spielen, ganz gleich ob diese Entwicklung nun positiv oder negativ ist. Die einzelnen Figuren verfügen nicht nur über Ecken und Kanten, sondern auch über ganz viel Tiefgang. Sie wirken so echt und real, dass man das Gefühl hat, neben ihnen zu sitzen, während man die Geschichte liest.

(Social) Anxiety

Ein wichtiges Thema, das die Autorin mit einfließen lässt ist (Social) Anxiety, denn unsere Protagonistin, Stevie, leidet unter Angstzuständen, mit denen sie versucht, umzugehen und klarzukommen. Dabei sticht nicht nur hervor, wie wahnsinnig gut die anderen Charaktere, allen voran Janelle, mit dieser Tatsache umgehen, sondern auch, wie unglaublich gut die Autorin diesen Aspekt in die Geschichte hat mit einfließen lassen.

Auch wird – ich nenne es einfach mal Abneigung gegenüber Menschen bzw. Körperkontakt – thematisiert. Nate verfügt nämlich über keine sonderlich ausgeprägte soziale Ader. Er fühlt sich in größeren Menschenmengen unwohl, mag keinen Körperkontakt, insbesondere keine Umarmungen, und bleibt lieber für sich. Doch auch dies nehmen ihm Stevie und die anderen nicht krumm.

Akzeptanz und Toleranz ist etwas, was in diesem Buch ganz groß geschrieben wird, nicht nur unter den Charakteren, sondern auch gegenüber allem Neuen und Unbekannten. Die Figuren verschließen sich nicht, sondern behandeln alles und jeden mit Respekt. Für mich war dies ein weiterer Aspekt, der dazu geführt hat, dass ich mein Herz an diese Geschichte und an die Charaktere verloren habe.

Queer Representation

Eine Sache die mir unglaublich gut gefallen hat und die mir tatsächlich erst im zweiten Teil so richtig aufgefallen ist (hier werde ich in der deutschen Übersetzung noch nachprüfen, ob hier eventuell etwas verändert wurde) ist die Tatsache, dass wir nicht nur einen sondern gleich zwei queere Charaktere haben, unter anderem sogar – wovon man zumindest ausgehen kann – einen nichtbinären Charakter. Als Nichtbinär/Nonbinary (kurz Enby) bezeichnen sich Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren, sondern als beides gleichzeitig oder als keines von beiden. Dies erkennt man richtig gut daran, dass die besagte Figur, Vi, nicht als he/she bezeichnet wird, sondern als them/their.

Das Großartigste ist allerdings, dass es weder gewollt, noch gezwungen wirkt, sondern einfach nur natürlich und genau so, wie es im echten Leben ist bzw. sein sollte. Wirklich nie stellt eine der anderen Figuren Janelles oder Vi’s Sexualität in Frage. Sie thematisieren es nicht einmal, sondern nehmen es so hin wie es ist und das ist so unglaublich wunderbar. Dieser Aspekt wird als völlig normal dargestellt (auch wenn ich der Meinung bin, dass es kein normal gibt, da man – wie ich finde – normal nicht definieren kann) und ist einfach so wunderschön mit anzusehen, dass einem jedes Mal das Herz aufgeht. Hut ab liebe Maureen. 

Spannung, Action, Mysterien und Morde

Und zu guter Letzt sind es natürlich die ganzen mysteriösen Mordfälle und die damit einhergehende intensive Spannung, die das Buch zu einem absoluten Binge-Read machen. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch gefesselt. Meine Gedanken schlugen Saltos, mein Herz raste wie wild und mein Verstand trieb sich selbst in den Wahnsinn bei dem Versuch, die Fälle zu lösen.

Und obwohl immer wieder neue Fragen aufgeworfen werden und man ständig von A über B und C springt, um herauszufinden, was sich wie wo und mit wem zugetragen hat, ist diese Geschichte dennoch anders, als die meisten Detektivgeschichten. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Ermittlerstories führt uns die Autorin hier nicht an der Nase herum, sondern sie präsentiert uns einen Hinweis nach dem anderen, was es uns ermöglicht, die Lösung des Falls zu erarbeiten. Wir als Leser befinden uns also quasi in Stevies Haut, durchleben ihre Gedanken, ihre Emotionen und machen uns all die Hinweise zu Eigen, die auch sie zur Verfügung hat, um diesen Fall zu lösen. Wir wissen nicht mehr als sie und das Buch gibt auch nur genauso viel her, wie wir wissen müssen, um auf die Lösung des Rätsels zu kommen. Und genau das ist es, was mich so unfassbar beeindruckt hat, sodass ich das Buch einfach nicht mehr aus den Händen legen wollte, wenngleich ich das Ende natürlich auch so lang wie möglich hinauszögern wollte. Diese Geschichte war einfach so genial, dass ich zwar wissen wollte, wie es endet, aber dennoch nicht wollte, dass es endet. Ergibt das Sinn?

LOHNT SICH DAS BUCH?

Für mich ist dieses Buch bzw. diese Reihe ganz großes Kino. Fans von Sherlock Holmes und Agatha Christie werden hier ganz sicher auf ihre Kosten kommen. Aus so vielen Gründen, unter anderem aufgrund der vorgenannten fünf Gründe, wurde diese Reihe schnell zu eine meiner absoluten Lieblingsreihen und schon jetzt kann ich den dritten Band, der hoffentlich Anfang nächsten Jahres erscheinen wird, kaum erwarten. Von mir bekommt dieses Buch eine ganz klare Leseempfehlung. Wenn ihr auf Detektivgeschichten steht, mit jede Menge Frauenpower, großartigen Charakteren, einem super genial durchdachten und fachtechnisch unglaublich gut recherchiertem Plot, Action, Spannung und jede Menge Mysterien sowie gelungener Repräsentation von Minderheiten, dann ist dieses Buch bzw. diese Reihe genau das Richtige für euch.

INFOS ZUM BUCH

Autor: Maureen Johnson
Titel: The Vanishing Stair
Verlag: Harper Collins
Seiten: 384
Erscheinungsdatum: 22. Januar 2019
Preis: 5,50 [D]
Buch beim Verlag: KLICK


WEITERE REZENSENTEN

Solltest du auch eine Rezension zu diesem Titel geschrieben haben, verlinke sie mir gerne in den Kommentaren.

4 Kommentare

  1. Liebe Ivy,

    deine Rezension habe ich nur flüchtig überflogen, da ich aktuell den 1. Band lese und den 2. Auch gerne lesen möchte, wenn er auf deutsch erschienen ist. Es freut mich allerdings sehr, dass dich die Reihe so begeistern & fesseln kann! Es ist immer so schön, wenn man Reihen findet, die einen absolut in ihren Bann ziehen können & von denen man gar nicht mehr weg kommt. Ich hoffe, dass mich die Reihe auch noch so packen wird wie dich.

    • Liebe Alina,

      ich habe gesehen auf Instagram, dass dich Band 1 nicht ganz so packen konnte wie mich. Sehr schade, aber es freut mich total, dass du das Buch trotz allem mochtest 🙂 Vielleicht kann dich Band 2 dann ja vollends überzeugen. Ich fand der zweite Teil sogar noch besser als der erste hihi 🙂

      Liebste Grüße
      Ivy

  2. Lissy sagt

    Liebe Ivy,

    ich habe gerade deine Rezensionen gelesen, die du zu der Reihe verfasst hast, und will dir mitteilen, dass sie mir wirklich sehr gut gefallen haben! Ich kann deine aufgelisteten Punkte sehr gut nachvollziehen und stimme dir darin vollkommen überein – auch ich finde die Reihe großartig und freue mich sehr auf den nächsten Teil.
    Während ich deine Rezensionen gelesen habe, musste ich die ganze Zeit daran denken, dass dir meine absolute Lieblingsreihe vielleicht auch gefallen würde, weshalb ich sie dir auch sehr gern empfehlen will (in der Hoffnung, dass dem auch so sein könnte): dabei handelt es sich nämlich um Flavia de Luce. Ich weiß nicht, ob du das nicht gar schon gelesen oder davon gehört hast, aber dabei handelt es sich ebenfalls um eine junge Detektivin, die in den 50er Jahren Mordfälle aufklärt. In den Büchern werden großartige, sympathische und sehr tiefgründige Charaktere, spannende Fälle, schöne Einblicke in die frühere Zeit und ein tolle und sehr mysteriöse Atmosphäre geschildert – und das alles mit einem angenehmen und interessanten Schreibstil. Vielleicht schaust du da ja mal rein, wenn es dich anspricht 🙂

    Jedenfalls freue ich mich, dass ich mit dem Buch über deinen Blog gestolpert bin und dass ich noch dazukommen werde, noch mehr deiner wohlformulierten Rezensionen lesen zu können.

    Liebe Grüße
    Lissy

    • Hallo Lissy,

      es freut mich nicht nur unglaublich, dass du über meinen Blog gestolpert bist, sondern auch, dass dir meine Rezension gefällt und du diese Reihe ebenso liebst wie ich 🙂 Ich bin total gespannt auf den nächsten Teil und kann das Erscheinen kaum noch erwarten.

      Flavia de Luce kenne ich, d. h. ich habe davon gehört und hatte sogar den ersten Teil lange Zeit ungelesen im Regal stehen. Irgendwann habe ich das Buch dann aber einer Freundin vermacht, weil sie die Reihe unbedingt lesen wollte. Jetzt bin ich durch deine Schilderungen allerdings wirklich unglaublich neugierig geworden. Vielleicht werde ich mir das Buch in naher Zukunft noch mal zulegen 🙂 Danke dir für den Tipp!

      Liebste Grüße
      Ivy

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