Endlich ist sie da, die Fortsetzung zu dieser unglaublichen Liebesgeschichte von Sage und Luca. Mit Spannung habe ich den zweiten Teil von Laura Kneidl’s New Adult Dilogie erwartet. Ob mich Teil Zwei genauso überzeugen und begeistern konnte, wie Teil Eins? Wir werden sehen …
[Die Rezension kann Spoiler enthalten, sowohl für Teil Eins als auch für Teil 2]
Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage’ dunkle Vergangenheit sie eingeholt – und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Doch wie soll es für sie beide eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?
[Quelle: www.goodreads.com]
VON VORFREUDE, ÜBER ENTTÄUSCHUNG BISHIN ZU GROSSEN GEFÜHLEN
Nachdem mich der erste Teil dieser New Adult Diologie nicht nur begeistern, sondern auch absolut überzeugen konnte, konnte ich den Erscheinungstermin von Verliere mich. Nicht. kaum noch erwarten. Mit dem ersten Teil hat Laura Kneidl mir gezeigt, dass New Adult nicht immer oberflächlich, sexistisch und antifeministisch sein muss. Auch in diesem Genre existieren Bücher mit Tiefgang, mit emotional sehr starken Handlungen und gut durchdachten, ausgearbeiteten und vor allen Dingen realitätsnahen Charakteren. Nicht nur hat es mir ihr wunderbarer Schreibstil unglaublich leicht gemacht, in der Geschichte zu versinken, sondern hat sie bewiesen, dass sie die unausgesprochenen Regeln des New Adults Genre durchbrechen möchte, um das doch mit recht vielen Vorurteilen behaftete Genre in ein besseres Licht zu rücken.
Die Vorfreude war groß, doch auch die Angst davor enttäuscht zu werden, denn kann man einem solch hervorragenden ersten Teil überhaupt gerecht werden? Ob Laura Kneidl mich auch mit dem zweiten und finalen Teil dieser Dilogie überzeugen konnte, könnt ihr nun nachfolgend lesen.
POSITIV
Bereits im ersten Teil zeigte uns die Autorin, dass sie mit ihrer Geschichte nichts überstürzen wollte. Die Handlung wurde in einem gemächlichen Tempo vorangetrieben und so wie es mit Band eins aufgehört hat, ging es mit dem zweiten Teil weiter.
Den Trennungsschmerz, mit dem Sage zu Beginn des Buches zu kämpfen hat, konnte ich zunächst unglaublich gut nachvollziehen. Der Anfang lief recht traurig und düster ab, man spürte Sage’s Schmerz förmlich; war er mit den Händen fast greifbar. Ihre Ängste mitzuerleben, aufgrund der Intensität dieser Thematik und der Geschichte fast schon selbst zu durchleben, ließ mein Herz bluten und das nicht nur einmal.
Besonders ans Herz gewachsen sind mir im zweiten Band nicht nur Luca, sondern auch April, die absolut meinen Vorstellungen von einer starken, klugen, selbstbewussten weiblichen Protagonistin entspricht. April hat mein Herz höher schlagen lassen und das mehr als nur einmal. Auch die Beziehung zwischen ihr, Sage und Megan hat mir unglaublich gut gefallen. Wahre Freundschaft zwischen Frauen, ohne Neid, ohne diesen ganzen Konkurrenzkampf, findet man in Büchern leider sehr selten. Laura Kneidl hat bewiesen, dass es kein Zickenkrieg unter Frauen braucht, um eine Geschichte dramatisch oder gar interessant zu gestalten. Sie hat eine so wundervolle Freundschaft zwischen den dreien erschaffen, dass ich selbst gerne Teil davon wäre.
Auch Luca hat mich mit jeder Seite ein Stück mehr überzeugt. Er hat sich so weiterentwickelt, zum Positiven, und war es, der der Geschichte überhaupt erst das gewisse Etwas verliehen hat. Selten bin ich auf einen Love Interest gestoßen, schon gar nicht in einem NA Buch, den zu lieben/mögen mir so leicht gefallen ist. Er ist liebenswürdig und symphatisch, er ist loyal und freundlich und eben nicht dieser typische Bad Boy, die einem sonst viel zu häufig in Büchern über den Weg laufen.
Ebenfalls angetan hat es mir Connor. Von Connor, der im ersten Teil eine eher kleine Rolle hatte, las und erfuhr man im zweiten Teil viel mehr und es dauerte nicht lange, bis ich ihn in mein Herz geschlossen hatte.
Wie auch im ersten Teil, greift die Autorin auch in diesem finalen Band immer wieder neue Themen auf. Sie bricht Tabus und Barrieren, schreibt über unterschiedliche Lebensweisen, Krankheiten, sexuellen Orientierungen und lässt all dies ganz selbstverständlich in die Handlung mit einfließen. Sie macht kein großes Ding daraus, was mich nicht nur sehr beeindruckt, sondern mein Herz auch hat höher schlagen lassen. Sei es nun Pansexualität, Homosexualität, Legasthenie, Depressionen, Angstzuständie, Magersucht oder Veganismus/Vegetarismus oder Ähnliches. Zwar geht sie nicht auf alle Themen übermäßig intensiv ein, doch bietet sie uns genau damit einen Einblick in das wahre Leben. Die Figuren in ihrem Buch sind ebenso unterschiedlich wie sie es im echten Leben sind und dafür kann ich sie nur bewundern, insbesondere dafür, wie behutsam und sensibel sie mit diesen Themen um geht.
Dieser Moment, als Sage schließlich nichts mehr übrig blieb, als mit der Wahrheit rauszurücken packte mich auf so intensive Art und Weise, dass ich das Gefühl hatte, von einem Lastwagen überrollt worden zu sein. Mein Herz raste so schnell, dass ich kaum mehr Luft bekam. Ich war mitten drin; mitten in der Geschichte, mitten in Sages Kopf und es tat einfach so weh, hatte aber dennoch eine unglaublich befreiende Wirkung und Lucas Reaktion darauf war einfach alles, was ich mir hätte wünschen können.
Mein Highlight war wiederum Laura Kneidl’s wundervoller Schreibstil. Sie ist unglaublich talentiert darin, den Leser genau das fühlen zu lassen, was auch die Figuren im Buch fühlen. Ihr Schreibstil war es, der mich nur so durch die Seiten hat fliegen lassen – das Buch habe ich innerhalb eines Tages beendet, so gut und flüssig ließ es sich lesen.
NEGATIV
Nach dem doch recht trägen, düsteren und traurigen Einstieg befanden wir uns allerdings schnell wieder zurück im Alltag und es machte den Anschein, als würde sich die Geschichte aus Teil Eins wiederholen, als würde alles noch einmal von vorne beginnen. Die Beziehung zwischen Luca und Sage wurde zurück auf Null gesetzt und sie mussten wieder ganz von vorne anfangen. Es gab einige Momente, die mich zu sehr an Szenen aus Teil Eins erinnerten, Momente von denen ich das Gefühl hatte, sie schon einmal durchlebt zu haben. Wie ein Déjà-vu kam es mir an manchen Stellen vor.
Allerdings wirkte Sage, unabhängig von ihren Ängsten, irgendwie verloren; manchmal gar wie ausgewechselt. Ihre Entscheidungen und Handlungen konnte ich teilweise nicht nachvollziehen und ich sehnte mich zurück nach dieser starken, ehrgeizigen und mutigen Frau. Stattdessen entwickelte sie sich von Seite zu Seite in eine Art Prinzessin; konnte ich ihren Egoismus und ihre Uneinsichtigkeit absolut nicht nachvollziehen. Sie verlor nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Ziel aus den Augen und brachte mich mit ihrem plötzlichen divenmäßigen Verhalten teilweise wirklich auf die Palme. Die Sage aus Teil Eins schien sich in Luft aufgelöst zu haben, dabei war sie es doch, die mich davon überzeugt hatte, dass auch New Adult Bücher starke Frauen beinhalten, zu denen junge Mädchen aufsehen können. Mehr als einmal fragte ich mich während des Lesens, ob es ein Versehen oder tatsächlich Absicht war; Absicht dahingehend, dass nur so bestimmte Dramen mit in die Geschichte eingebaut werden konnten, die anders eventuell keinen Platz gehabt hätten.
Während sich die Geschichte bis über die Hälfte hinweg teilweise wirklich zog, nahm das Buch irgendwann ein ganz abruptes Ende, was mich doch etwas schockiert, enttäuscht und sprachlos zurück ließ. Das Buch ist knapp 500 Seiten lang, dennoch passiert erst auf den letzten Seiten eben genau das, worum es in dem Buch eigentlich hauptsächlich geht. Natürlich ist es eine Liebesgeschichte, dennoch liegt eines der Hauptaugenmerke ganz klar auch auf Sages Vergangenheit und ihren Angstzuständen, die eben mit den Geschehnissen aus ihrer Vergangenheit in Zusammenhang stehen. Den großen BOOM hatte ich schon viel früher erwartet; eigentlich hatte ich sogar darauf gehofft, dass er viel früher kommt, denn letztendlich wirkte das Ende und die Auflösung viel zu überstürzt. Die Ruhe aus Band Eins, mit der die Autorin hat alles angehen lassen, war plötzlich nicht mehr vorhanden, wurde sie einfach über Bord geschmissen. Das schnelle Ende überforderte einen teilweise, da alles in wenigen Sätzen bzw. Seiten abgehandelt wurde und man irgendwie gar nicht mehr richtig wusste, wo man eigentlich dran war. Das Ende wurde dieser großartigen Geschichte leider nicht gerecht. Hätte man doch bloß auf ein bisschen mehr Drama zu Beginn verzichtet, auf dieses ganze nervtötende Hin und Her, und etwas mehr Drama am Ende eingebaut, eben genau dort, wo es hätte sein müssen, dann hätte alles wohl ganz anders ausgesehen.
Sehr viele Fragen blieben unbeantwortet, sehr viele angebrochenen Nebenschauplätze wurden irgendwie gar nicht zu Ende geführt. Hatte man zu Beginn noch den Eindruck, die Autorin würde auch den Nebencharakteren etwas mehr Tiefgang verleihen, sie intensiver mit einbinden in die Geschichte und ihnen womöglich selbst einen Platz in dieser Geschichte einräumen, verschwanden manche Figuren einfach. Besonders getroffen und enttäuscht hat es mich, dass es bezüglich Aaron und Connor nie eine Auflösung gab. Was ist denn jetzt mit den beiden?
LOHNT SICH DAS BUCH?
Vergleicht man Teil Eins und Zwei mal etwas intensiver, komme ich einfach nicht umhin zu sagen, dass Buch Zwei definitiv weniger Tiefgang und auch weniger Originalität besitzt, wie Teil Eins. All die Dinge, weshalb ich Teil Eins so unfassbar gut fand, schienen irgendwie wie weg gefegt und ich frage mich ganz ehrlich, wieso. Leider kann das Buch so gar nicht an die Einzigartigkeit des ersten Teils anknüpfen, was unglaublich schade ist. Das auszusprechen tut mir in der Seele weh, da ich es wirklich genauso sehr lieben wollte wie Teil Eins, aber es ging einfach nicht. Während der erste Teil dennoch immer eines meiner Highlights bleiben wird, konnte mich Teil Zwei leider nicht so ganz überzeugen und ließ mich mit gemischten und auch enttäuschten Gefühlen zurück. Dennoch würde ich es nicht als schlecht bezeichnen, sondern eher – auch wenn es schmerzt – als typisches NA Buch mit doch einigen Klischees. Unterhalten hat es mich trotz allem, zu einem persönlichen Lesehighlight wurde es jedoch nicht.
INFOS ZUM BUCH
Autor: Laura Kneidl
Titel: Verliere mich. Nicht.
Verlag: LYX Verlag
Erscheinungsdatum: 26.01.2018
Seiten: 470
Preis: 12,90 [D]
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