Gedanken, Schreiballtag
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Schreiballtag: Selbstzweifel, mein düsterer Begleiter

Manchmal, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und gerade an meinen Texten arbeite, überfallen mich Selbstzweifel. War ich eben noch Feuer und Flamme, freute mich über dieses eine Kapitel, dass mir richtig gut gelungen war, kann ich mich wenige Minuten später kaum noch retten vor diesem stetigen Begleiter.

Mein düsterer Begleiter, wie Dexter jetzt sagen würde.

Es gibt Phasen, in denen ich diesen düsteren Begleiter kaum wahrnehme, Phasen, in denen er mir nur leicht auf die Schulter tippt und mir Worte zuflüstert, die ich mit einer schnellen Bewegung ruckzuck von mir abschütteln kann. Aber dann gibt es auch Phasen, in denen er direkt neben mir sitzt und mich förmlich anschreit.

Mit starrem Blick schaue ich auf das Word-Dokument, lese mir die zuletzt geschriebenen Worte und Sätze wiederholt durch und kann nur mit dem Kopf schütteln.

Wie schlecht!
Das klingt total bescheuert.
Was soll das da sein? Ein richtiger Satz?
Wieso fallen mir keine besseren Worte ein?

Schreiben ist nicht immer leicht, aus vielen unterschiedlichen Gründen. Und doch führen diese Steine, die man sich als Autor*in meist selbst in den Weg legt, immer wieder zum gleichen Ergebnis: Wir zweifeln an uns selbst.

Und dann sind es diese Zweifel, die mir jegliche Motivation rauben, mich verunsichern, eine Schreibblockade hervorrufen oder letztendlich dazu führen, dass ich alles das, was ich in diesem Zustand schreibe, noch schlechter finde, als alles zuvor und dann als letztes Mittel nur noch die Löschen-Taste auf der Tastatur hilft.

Doch was tun mit dem düsteren Begleiter?

Nicht zu viel Raum geben.

Vollends verschwinden wird er vermutlich nie. Ich werde lernen müssen, ihn als einen Teil von mir zu betrachten. Denn er wird sich immer mal wieder bemerkbar machen, mal flüsternd, manchmal aber auch schreiend. Ich muss eine Verteidigungsstrategie erarbeiten, um mich vor seinen „Angriffen“ zu schützen. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Es kommt also nicht darauf an, was mein düsterer Begleiter tut, sondern darauf, wie ich darauf reagiere.

War das schon immer so? Das mit den Zweifeln?

Mittlerweile glaube ich, dass sehr viel Druck auch einfach von außen kommt. Nicht von anderen Autor*innen selbst, sondern von Social Media. Weil ich mir den Druck dadurch selbst mache.

Früher, als es noch Geschichten über sprechende Tiere und rebellische Prinzessinnen waren, die lieber selbst zur Heldin wurden, statt einen Prinzen zu heiraten, habe ich einfach nur geschrieben, um zu schreiben. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob jemals irgendjemand meine Geschichten lesen oder hören wird, mit Ausnahme vielleicht meines kleinen Bruders, dem ich die von mir verfassten Abenteuer immer vorgelesen habe.

Heute ist das ein bisschen anders.

Heute schreibe ich nicht nur, um zu schreiben. Heute schreibe ich, um mir meine Träume zu erfüllen. Der Traum vom eigenen Buch.

Ein Traum, den ich mir bereits letztes Jahr erfüllen konnte, in dem mein Debüt Swipe. Meet. Repeat. erschienen ist.

Doch der Traum hat sich erweitert; ist größer geworden. Ich möchte schreiben, möchte das Geschriebene aber auch mit anderen Menschen teilen.

Und dann sind da all die Agentur- und Verlagsverträge, Instagram-Stories und Beiträge mit täglichen Schreibzielen, beendeten Manuskripten, neuen Verträgen, Coverreveals und Release Dates.

In manchen Phasen ist dies alles reine Inspiration und Motivation. Doch in Phasen, in denen mein düsterer Begleiter ohnehin schon die ganze Zeit neben mir sitzt, mir über die Schulter schaut und immer nur mit der Zunge schnalzend mit dem Kopf schüttelt sind diese Beiträge Gift – Gift für meine Gedanken.

Schreibe ich schnell genug?
Schreibe ich interessant genug?
Schreibe ich romantisch genug?
Schreibe ich spicy genug?
Schreibe ich überhaupt gut genug?

Darf ich mich überhaupt Autorin nennen? Auch wenn ich ein Buch veröffentlicht habe, frage ich mich manchmal, ob das schon ausreicht, um Autorin zu sein.

Ich nenne diese Phasen auch gerne meine persönliche Regenzeit. Ich weiß, dass danach die Sonne wieder scheint, manchmal sogar ein wunderschöner Regenbogen am Himmel erscheint und zwar in den buntesten und leuchtendsten Farben, die man sich nur vorstellen kann.

Und mit der Sonne und dem Regenbogen, kommt auch die Motivation wieder zurück. Die hellen Strahlen verscheuchen meinen düsteren Begleiter, schicken ihn dahin zurück, wo er hergekommen war und seine Stimme hallt nur noch wie ein dunkles Echo in meinen Gedanken wider. Wie eine Erinnerung.

Es sind die Vergleiche mit anderen, die uns unter Druck setzen; die ggf. sogar solche Zweifel in uns auslösen. Vergleiche, die überhaupt nichts über uns selbst aussagen.

Es ist ganz egal, wie viele Wörter am Tag geschrieben werden oder wie viele Verlagsverträge man pro Jahr erhält.

Jeder hat sein eigenes Tempo. Nicht nur ihm Leben, sondern auch beim Schreiben.

Beim Schreiben sollten es nicht die Follower oder die Likes auf die letzte Schreibstory sein, die zählen.

Es geht um das Schreiben selbst. Und um das Gefühl dabei. Und vielleicht sollte ich mir das wieder häufiger ins Gedächtnis rufen.

4 Kommentare

  1. danke für diesen text, liebe ivy.
    zwar bin ich keine autorin, aber ich schreibe auf meinem blog, ich schreibe für magazine (zumindest fange ich gerade damit an) und ich schreibe auf patreon – mit der hoffnung, ein wenig geld damit verdienen zu können.
    und wer weiß, vielleicht folgt ja irgendwann ein buch?
    menschen wie du motivieren mich sehr. und dass du da so ehrlich mit um gehst, auch mit den schattenseiten, hilft mir enorm.
    ich kenne das von den magazinen. man schickt einen text ab, ist total stolz, denkt, dass man wirklich was gutes geschrieben hat. dann kommen tausend anmerkungen und korrekturen zurück und es ist erstmal ein dämpfer. ich versuche es immer als hilfe zu sehen, schließlich sind die leute viel länger im geschäft. und das sind ja nochmal ganz andere texte, als auf einem webblog. ich muss mir dann echt oft sagen: deine texte sind nicht schlecht, sie brauchen nur einen schliff, um in andere rahmen zu passen.

    lg <3

    • Das stimmt! Und nur weil Anmerkungen zurückkommen, heißt das ja nicht, dass der Text nicht gut (genug) ist. Es gibt ja so viele Gründe, weshalb er angepasst werden muss/soll, sei es nun, weil manche Wörter nicht passen (dafür reicht es ja schon aus irgendeinem Teil des Landes zu kommen, wo aufgrund des Dialekt bestimmte Wörter verwandt werden, die aber in eine Veröffentlichung nicht reinpassen) oder weil es so noch nicht 100 % dem Zweck dient bzw. zum Magazin passt. Das darf man dann auf jeden Fall nicht vergessen, sonst zieht man sich selbst nur noch mehr runter!

      Ich finde es super, dass du für Magazine schreibst! Ich hoffe, du berichtest bald mal darüber. Auch, wie du dazu gekommen bist 🙂

      Ganz liebe Grüße und danke für dein Kommentar!

      • da hast du recht <3
        heute wieder eine wall of text zu einem artikel bekommen, aber diejenige schrieb direkt dazu, dass mein text sehr sehr gut sei, aber halt angepasst werden musste. finde sowas sehr hilfreich.

        und danke hihi. das kann ich gerne mal machen, danke für die idee 🙂
        2 stück habe ich ja bereits geteilt.

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